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„Scherben bringen Glück“

Ein Projekt zum Töpferhandwerk in Römhild

Wer will fleißige Handwerker:innen sehen? Der muss nach Römhild gehen! Aktuell beschäftigen sich zwei 8. Klassen der Regelschule „Herzog Bernhard“ mit der langen Tradition des Töpferhandwerks in Römhild. Dabei dürfen sie selbst Hand anlegen und eigene Keramiken herstellen.

„Scherben bringen Glück“ lautet der Projekttitel und bezieht sich damit auf die gleichnamige Sonderausstellung im Museum Schloss Glücksburg. Die Ausstellung behandelt die Geschichte des Töpferhandwerks in der Keramikstadt Römhild insbesondere die Firmengeschichte des Töpferhofs Gramann und gibt Einblicke in eine der ältesten Keramikmanufakturen in Römhild.

Wie aus einem Klumpen Ton ein fertig glasiertes Objekt wird, erfahren die Jugendlichen von Beginn an. Dafür lernen sie Anfang November im Museum die verschiedenen Techniken zur Herstellung einer Keramik kennen. Forscheraufträge führen die Schüler:innen in die Dauerausstellung zur Keramikkunst, in die Rüstkammer und zu den in diesem Jahr enthüllten Keramikskulpturen von Michaela Biet im Schlosshof. Anhand gezielter Fragen gilt es herauszufinden, wie die Künstler:innen das Werk hergestellt haben.

Was sagen uns die Spuren im Ton? Wie sind diese entstanden? Ob Platten-, Aufbau- oder Drehtechnik, das Museum Schloss Glücksburg kann auf zahlreiche Kunstobjekte zurückgreifen. Das seit 1975 bestehende Internationale Keramiksymposium Römhild bietet Grundlage für die Sammlung, in der sich Arbeiten großer Namen befinden.

Doch wie wird man Keramiker:in? Was macht den Beruf so besonders? Diese und weitere Fragen beantworten zwei erfahrene Keramikerinnen bei einem persönlichen Gespräch mit den Schulklassen. Manuela Friedrich vom Töpferhof Gramann und Simone Graßmann aus Sülzdorf erzählen mit viel Leidenschaft und Herzblut, wie der Beruf des Töpfers – so die damalige Bezeichnung – sie erfüllt und glücklich macht. Trotz Anstrengungen und aufgerissenen Händen lieben beide ihren vielseitigen und abwechslungsreichen Beruf.

Ein gewisses Maß an handwerklichem Geschick darf dabei aber nicht fehlen. Das merken auch die Schüler:innen beim praktischen Arbeiten in der Werkstatt des Töpferhofs Gramann als sie eine Keramikschale in Aufbautechnik mit ihren Händen formen. Gar nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass die Schalen aus dem Töpferhof alle gleich aussehen. Von den über 25 Schüler:innen werden ca. 25 verschiedene Schalen zum Vorschein kommen, jede mit einer individuellen Note. Das darf sein und ist ausdrücklich gewünscht. Ziel des Projektes ist es, sich im Arbeiten mit Ton auszuprobieren und das Handwerk hautnah zu erleben. Vielleicht ist auch eine künftige Keramikerin oder ein künftiger Keramiker unter ihnen?!

In der Werkstatt dürfen die Schüler:innen auch am Arbeitsplatz von Manuela Friedrich Platz nehmen und sich an der Töpferscheibe üben. Das Zentrieren des Tons braucht Kraft und Durchhaltevermögen. Einigen gelingt diese rotierende Arbeit auf Anhieb sehr gut. Das stimmt optimistisch, denn der Töpferhof Gramann als Ausbildungsbetrieb für Keramiker:innen sucht Nachwuchs und bietet die besten Voraussetzungen, um ein altes Handwerk in einem regionalen Betrieb zu erlernen.

Die selbst hergestellten Keramikschalen werden die Jugendlichen künftig an die Arbeit im Töpferhof erinnern. Diese wurden nach dem Trockenen das erste Mal gebrannt. Den sogenannten Schrühbrand haben auch alle Keramikschalen gut überstanden, was für eine gelungene Aufbautechnik spricht.

In der letzten praktischen Einheit im Töpferhof Gramann werden die Objekte glasiert. Den Jugendlichen stehen drei Farben zur Auswahl: das typische Rot des Töpferhofes, Orange und Gelb. Im Tauchbad glasiert jede/r Schüler:in die eigene Schale und putzt diese anschließend. Letzteres ist wichtig, damit die Unterseite der Keramik beim zweiten Brand nicht im Ofen kleben bleibt. Nach dem Glasieren sind die unterschiedlichen Farben nicht zu erkennen. Diese kommen erst nach dem Glasurbrand zum Vorschein.

Somit durchleben die Jugendlichen den gesamten Prozess zur Herstellung einer Keramikschale. Im kommenden Frühjahr wird das Projekt abgeschlossen sein und die Schüler:innen nach einer Projektvorstellung am 22. Februar 2024 endlich ihre eigenen Keramikschalen in den Händen halten.

Das vom Museum Schloss Glücksburg initiierte Projekt „Scherben bringen Glück“ findet in Kooperation mit der Regelschule „Herzog Bernhard“ Römhild und dessen Förderverein, dem MuseumsNetzwerk Süd e.V., der Keramikerin Simone Graßmann und dem Töpferhof Gramann in Römhild GmbH statt. Das Projekt wird von der LKJ Thüringen über das Programm der „Kulturagent*innen“ gefördert.